Ein langer Weg lag hinter ihm, doch in seinem Inneren fühlte er deutlich dass er seinem Ziel, seiner Bestimmung, oder was auch immer ihn in diese Richtung getrieben hatte, immer näher kam. Der alte Pick up Truck, der ihm auf den letzten Meilen als Fortbewegungsmittel diente rumpelte über die Straßen, während ihm der Wind um die Ohren blies. Der alte Mp3 Player half ihm nicht in sinnlose Gedanken zu versinken und während die Worte des Sängers in sein Hirn drangen wunderte er sich darüber was genau ihn mit diesen Worten verband und warum er nun schon seit einer geschlagenen Stunde dieses Lied auf Endlosschleife hörte. Ab und zu fiel sein Blick durch die Heckscheibe der Fahrerkabine. Er betrachtete den alten Farmer, der ihn und seinen Rucksack mit einem Lächeln auf den Lippen aufgefordert hatte auf die Pritsche zu hüpfen, weil er in dieselbe Richtung fuhr. [b]Ein guter Mann[/b] sagte ihm ein Bauchgefühl das er nicht erklären konnte. Nicht heute, nicht vor zwei Jahren und eigentlich nicht seit er denken konnte, denn schon immer hatte er Menschen schnell einschätzen gelernt und selten falsch gelegen dabei. Schmunzelnd lehnte er sich zurück, zog die dünne Jeansjacke enger um sich und schloss die Augen für einen Moment. "Battleborn..." wiederholte der Sänger gerade im Refrain, was ihn die Stirn runzeln ließ und Bilder vor sein geistiges Auge schob, die er immer wieder hatte, aber verdrängen wollte, weil er sie nicht platzieren konnte. Männer und Frauen mit Flügeln, kaltem Blick und einer Entschlossenheit, die seinesgleichen suchte, kämpften gegen seltsame Gestalten, die sich seinem Kenntnisstand entzogen, doch die durch und durch Böses in den Augen leuchten hatten...und er...mittendrin. Etwas zog an seiner Erinnerung und als er diesem Ziehen nachgeben wollte, erfasste Schmerz seinen Kopf, pulsierend, nervend, so als wollte der Schmerz ihn davon abhalten tiefer zu graben...und was sollte er sagen, er tat es auch.
Seine Augen öffneten sich wieder, an Ruhe war wohl nicht zu denken, daher konnte er ebenso gut die Umgebung bewundern. Seine Linke glitt an seinen Hals wo er eine dicke Narbe hinter einem Tuch verbarg. Ein Unfall vor einigen Jahren hatte ihm die Stimme genommen und die Erinnerung an sein Leben vorher, aber irgendwie war er nicht wütend, nicht böse auf die Welt und sein eigenes Schicksal, er ergab sich dieser Strafe, denn irgendwie hatte er das Gefühl es wäre eine Strafe. Die Welt hatte ihm die Stimme geraubt, hatte ihn dazu verdammt mit dem Stift und den Händen zu sprechen, doch dafür hatte sie ihm Augen gegeben und Gefühle, Hände, eine Nase und er hatte sich mit Hilfe von ihnen durch das Leben geschlagen, hatte geholfen wo er konnte, die dunkle Seite vermieden wo es ging.
Der Wagen kam zum Halt und er sprang unaufgefordert von der Ladefläche. Dem Farmer hielt er ein Blatt Papier hin auf dem in elegant geschwungener Handschrift nur "Danke" stand, zudem schenkte er ihm ein Lächeln und drückte seine Hand. [b]Ja, ein guter Mann[/b] summten seine Gedanken ihm zu, bevor er sich den Rucksack auf den Rücken schnallte und auf die kleine Stadt zu ging, die vielleicht sein Schicksal werden könnte, seine Heimat, oder vielleicht auch nur ein Punkt zum Ausruhen?